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Interview mit Dr. Bernd Conrads über die Gründung des SO-Landesverbands in M-V

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30. Mai 2022

Interview des SOD mit Dr. Bernd Conrads: SOD-Ehrenmitglied Dr. Bernd Conrads, langjähriger Erster Vizepräsident von SOD, hat sich über viele Jahre bei der Gründung von SOD-Landesverbänden engagiert.

Interview des SOD mit Dr. Bernd Conrads

SOD-Ehrenmitglied Dr. Bernd Conrads, langjähriger Erster Vizepräsident von SOD, hat sich über viele Jahre bei der Gründung von SOD-Landesverbänden engagiert. Dieses Engagement setzt er auch als Ehrenmitglied fort und hat wesentlich zum Prozess der Gründung des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern beigetragen. Darüber hat SOD mit ihm gesprochen.

Dr. Conrads, warum haben Sie sich persönlich so stark für diesen Prozess eingesetzt?

In Deutschland gab es bis zum 1. April 2022 15 Landesverbände von Special Olympics. Die Perlenkette von Special Olympics in Deutschland war einfach nicht komplett, solange es noch keinen Landesverband in Mecklenburg-Vorpommern gab. Trotz anderweitig beachtlicher Angebote sollten auch hier noch viel mehr Athletinnen und Athleten die Chance bekommen, nach dem bewährten SO-Konzept Sport zu treiben.
Außerdem bin ich Fan des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern, seiner Menschen und seiner Landschaft. Und ausgerechnet da sollte es Special Olympic nicht geben?!

An sich hatte ich mir vorgenommen, die Gründung des Landesverbandes auf den Weg zu bringen, solange ich bis 2018 im Präsidium als Erster Vizepräsident für Länderentwicklung zuständig war. Dies hat leider nicht geklappt. Und so wollte ich es eben - sozusagen als „Zugabe“ - schaffen. Denn „Eine Kette ist nur so stark wie das schwächste Glied“ – Und nun entsteht auch in Mecklenburg-Vorpommern eine starker SO-Landesverband. Da bin ich sicher!

Wie war der lange Weg bis zur Gründung?

Die Entwicklung von SOD ist dadurch gekennzeichnet, dass zuerst der Bundesverband entstand. Das war 1991. Erst mit Beginn der 2000er Jahre entstanden nach und nach Landesverbände. Dies war und bleibt notwendig, weil die Landesverbände ein entscheidendes Kettenglied in der SOD-Organisation darstellen. Sie stellen die entscheidende und unverzichtbare Verbindung zwischen den Athletinnen und Athleten und den institutionellen Mitgliedern wie Einrichtungen und Dienste der Behindertenhilfe, Schulen, Vereinen her zur Bundes- und zur internationalen Ebene – strukturell, kommunikativ und für organisatorische Aufgaben.

Zur Gründung und Aufbau eines Landesverbandes bedarf es immer des Zusammenspiels von Personen und Organisationen im entsprechenden Bundesland und der Bundesebene. Auf beiden Feldern mussten die Voraussetzungen und auch personelle Kapazitäten gefunden und geschaffen werden, um auch in Mecklenburg-Vorpommern verantwortungsvoll einen Gründungsprozess zu beginnen. Und hier galt der Satz: „Gut Ding will Weile haben“.

Als uns vor etwa vier Jahren der Zeitpunkt gekommen schien, hatten wir glücklicherweise in der Bundesgeschäftsstelle Dr. Timo Schädler an Bord. Er war der kongeniale Partner auf hauptamtlicher Seite, um bei der Gründung konsequent am Ball bleiben zu können. Dieser Prozess wurde durch Timos Tod jäh und brutal unterbrochen. Da mein ehrenamtlicher Einsatz ohne Kapazitäten auf der hauptamtlichen Seite auf verlorenem Posten gestanden hätte, musste die strukturellen und personellen Voraussetzungen in der Bundesgeschäftsstelle neu geschaffen werden. In Florian König wurde ein Mitstreiter gefunden, der mit großer Kompetenz, kommunikativem Geschick und hohem Einsatz den Prozess fortsetzen konnte. Mit dem Erfolg der Gründung jetzt 2022. Ihm gilt mein großer Dank.

Triebfedern waren auch die bevorstehenden Nationalen Spiele 2022 und die Weltspiele im nächsten Jahr in Berlin, wo SO Athletinnen und Athleten in Mecklenburg-Vorpommern die Chance haben sollten, in verschiedenartiger Beteiligung Gesicht zu zeigen und zu partizipieren.

Was ist das Besondere bzgl. der Mitgründer in Mecklenburg-Pommern, auch im Vergleich zu anderen Landesverbänden? Worin bestanden in der Gründung die größten Herausforderungen?

Die gemeinsame Klammer der Landesverbände liegt in der SO-Programmatik. Gleichwohl gibt es Unterschiede zwischen den Landesverbänden. Das liegt grundsätzlich am Föderalismus, aber auch in landesspezifischen Mentalitäten oder unterschiedlichen verbandlichen Gegebenheiten.

Der Gründung des SO Landesverbandes in MP kam zugute, dass ich – aus meiner Zeit als Bundesgeschäftsführer der Lebenshilfe - einen traditionell guten Kontakt zum Lebenshilfe-Landesverband in Mecklenburg-Vorpommern hatte. Daran konnte ich anknüpfen. Bei der Vorsitzenden Dr. Antje Bernier und ihrem Vorstand, der früheren Geschäftsführerin Dr. Karin Holinki Wegerich und besonders ihrem Nachfolger Clemens Russell fanden wir offene Ohren – gepaart mit Entscheidungsfreudigkeit, Tatkraft und diplomatischem Geschick. So wurde die Lebenshilfe „Andock-Punkt“ in Mecklenburg-Vorpommern. Das setzt sich auch bei den Gründungsmitgliedern der Lebenshilfe-Ortsvereine in Schwerin und Rostock fort.

Bemerkenswert und erfreulich war und ist die kooperative Haltung des Verbands für Behinderten- und Rehabilitationssport in Mecklenburg-Vorpommern. Die Gespräche zwischen dem VBRS und SO waren von der Erkenntnis geprägt, dass wir gemeinsam die Verantwortung haben, dass möglichst viele Menschen mit so genannter geistiger Behinderung die Möglichkeit bekommen sollen, Sport zu treiben und Sportveranstaltungen zu erleben. Diese Klammer führte letztlich jenseits unterschiedlicher Genese und „Unternehmenskulturen“ der beteiligten Verbände zur Gründung des Landesverbandes und zu Regelungen einer Zusammenarbeit, die gemeinsam in eine gute Zukunft führen wird.

Die Säule der Einrichtungen und der Dienst für behinderte Menschen wird durch die Stralsunder Werkstätten und die Drescher Werkstätten genauso vertreten wie durch die Diakonie Neues Ufer. Dass diese Träger aus unterschiedlichen Verbandsbereichen kommen, hat Signalwirkung. Die Gründungsmitgliedschaft des Integrativen Treffs Rostock und des Kinderzentrums Mecklenburg runden dieses beeindruckende Bild ab.
Bemerkenswert und innovativ im Verbändespektrum von SO Landesverbänden ist der „Internationale Bund“. Möglicherweise ist die Mitgliedschaft dieser Organisation ein Signal aus dem Hohen Norden für andere SO Landesverbände.

Eines darf nicht vergessen werden: Die Wege zu einer guten Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe, dem VBRS und dem IB konnten nur gegangen werden, weil die Idee von Special Olympics hat überzeugen können. Das ist zumindest meine Überzeugung.



Jetzt, da SOD mit allen Landesverbänden komplett ist: Was bedeutet das für Sie persönlich, da Sie ja SOD schon fast von Beginn an begleiten?

Nun, wichtig ist allein, dass SO jetzt auch einen 16. Landesverband hat. Dass dies ein persönliches Ziel von mir war, ist zweitrangig. Trotzdem bin ich natürlich erleichtert, dass dies auch nach meiner Zeit als Präsidiumsmitglied gelungen ist. Und so danke ich unserer Präsidentin Christiane Krajewski und unserem Bundesgeschäftsführer Sven Albrecht, dass sie mir auch „mandatslos“ das Vertrauen geschenkt haben, hier eine Abrundung meines Aufgabenfeldes der Länderentwicklung ermöglicht zu haben. Dass dies innere die Verbindung zu SO nochmals gestärkt hat, steht außer Frage.

Was sind Ihre Wünsche für den neuen Landesverband?

Wie heißt der Seemanns-Spruch aus dem Hohen Norden: „Ich wünsche Euch viele schöne Törns und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel.“
„Euch“ – damit meine ich Euch, liebe Athletinnen und Athleten, liebe Mitglieder in Familien, Einrichtungen, Schulen und Vereinen, lieber Vorstand.
„Schöne Törns“: Das steht für viel Spaß beim Sporttreiben. Gerne und immer mehr auch im regulären Sportverein. Im Alltag, beim Training, und natürlich auch beim Feiern. Allen Sportlerinnen und Sportlern wünsche ich natürlich auch gute Leistungen und Erfolge in den Wettbewerben, seien sie auf Landes-, Bundes- oder internationaler Ebene. Dabei aber bitte immer auf dem Teppich bleiben. Erfolg um jeden Preis ist nicht das Ding von SO!
„Eine Handbreit Wasser unterm Kiel“: Da kommt der Verbandsmensch durch. Ich wünsche gute und schlagkräftige Strukturen, eine einvernehmliche Vorstandsarbeit mit hohen Sympathiewerten, auf dass immer das Sachargument die beste Chance hat. Und natürlich auskömmliche Mittel. „Ohne Moos nix los!“

In diesem Sinne: Ahoi Special Olympics in Mecklenburg-Vorpommern!

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